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Travertin
Travertine sind Kalksteine, also Sedimentgesteine (Sedimentite). Sie entstehen aus Süßwasserkalk, also aus sogenannten chemischen Sedimenten (Ausfällung von Karbonat aus warmen oder heißen Quellen).
Travertin ist dennoch kein Quellkalk oder Kalk-Tuff, da er anders als Tuffe eine deutliche Schichtung und beim Sägen gegen die Lagerrichtung zudem eine deutliche Bänderung aufweist. Zudem sind Kalk-Tuffe immer nur teilweise verfestigt und lassen sich – anders als Travertine – bruchfeucht noch sehr einfach formen. Die Bezeichnung “Travertin”, wie sie für einige Kalktuffe verwendet wird, ist also im geologischen Sinne falsch. Ebenso die für Travertine oft gebrauchte Bezeichnung “Kalksinter”. Genauso wie Kalktuffe können Travertine aber ebenso mehr oder weniger porös sein (Kalk-Tuffe sind dabei aber fast immer sehr stark porös und mit großen Hohlräumen versehen).
Entstehungsweg
Bei der Entstehung von Travertinen spielt die sogenannte chemische Sedimentation eine Rolle: In Wasser mit hohem CO2-Gehalt kann aufgrund chemischer Gleichgewichtsprozesse auch eine sehr hohe Menge an Calcium-Ionen gelöst sein, und auch der Gehalt an Hydrogencarbonat-Ionen (HCO3) ist hoch. Durch den hohen CO2-Gehalt (etwa aus vulkanischen Prozessen) sinkt der pH-Wert des Wassers unter 5 und es wirkt wie eine Säure. Das so “saure” Wasser kann daher sehr wirkungsvoll Calcium aus Gesteinen lösen, an denen es vorbeifließt. (Kalkstein ist hoch säureempfindlich).
Im Kontakt mit der Luft (etwa wenn das Wasser aus tieferen Schichten an die Oberfläche tritt) oder auch beim Erwärmen dieses Wassers entweicht das im Wasser vorhandene CO2. Dadurch verschiebt sich das chemische Gleichgewicht und bei Wasser, in dem auch zusätzlich eine hohe Menge an Calcium-Ionen gelöst sind, fallen diese gemeinsam mit den Carbonat-Ionen (CO3) als Calciumcarbonat (Calcit, Ca[CO3]) aus.
Das ausgefällte Calciumcarbonat lagert sich in unmittelbarer Nähe der Quelle als chemisches Sediment ab und verfestigt sich im Lauf der Zeit durch die üblichen Zementationsvorgänge zu festem Kalkstein. Die unterschiedlichen Farbtöne werden durch Beimengungen von bestimmten Mineralen verursacht – so sind etwa Limonit-Beimengungen für eine gelbliche bis leicht bräunliche Färbung und Hämatit-Beimengungen für eine rötliche Färbung des Travertins verantwortlich.
Künstliche Travertine
In Gebrauch sind auch Travertine, die künstlich hergestellt wurden. Ausgangsmaterialien sind dabei Zement und Trümmer unterschiedlicher Gesteine. Bei diesen ebenfalls als “Travertin” angebotenen Steinen handelt es sich aber nicht um Natursteine, sind sind Kunststeine.
Typische Eigenschaften von Travertinen
Travertine bestehen nahezu ausschließlich aus Calciumcarbonat (Calcit). Diese Tatsache bestimmt auch ganz wesentlich seine wichtigsten Eigenschaften mit. Ist das Gestein relativ fest, haben Travertine eine Dichte von rund 2,4 g/cm³ (zum Vergleich: Granit 2,5 – 2,8 g/cm³, Dolomit 2,4 – 2,9 g/cm³, Basalt 2,9 – 3,1 g/cm³).
Die Färbung von Travertinen ist fast ausschließlich hell, in den meisten Fällen liegt sie zwischen gelblich und braun, beige Varianten und rötliche Varianten sind deutlich seltener zu finden.
Feste Travertine sind auch gut schleif- und polierbar. Das Wasseraufnahmevermögen von Travertin ist meist hoch (bis zu 3 Massenprozent), dennoch sind feste Travertine meist gut frostfest. Beim Einsatz im Außenbereich ist dennoch mit einer relativ raschen Verwitterung der Oberfläche zu rechnen, die Politur verschwindet in diesen Fällen meist auch recht schnell. Grund dafür sind eher säurebestimmte Umwelteinflüsse in unseren Breiten, die dem säureempfindlichen Travertin deutlich zusetzen. Die daraus entstehende Patina auf den ehemals polierten Oberflächen ist ein typisches Merkmal von Travertinen, wird aber nicht immer als negativ sondern durchaus häufig als reizvoll wahrgenommen.
Ein weiteres sehr typisches Merkmal von Travertinen sind die zum Teil sehr großen möglichen Hohlräume im Gestein (ähnlich wie bei Kalk-Tuff). Bei festen Travertinen haben sich diese Hohlräume durch weitergehendes Ausfälen von CaCO3 nachträglich noch geschlossen, in einigen Bereichen bleiben sie aber erhalten. Sie entstehen, wenn im Sediment Pflanzen eingeschlossen werden, die sich dann erst nach dem Einschluss im Sediment nach und nach zersetzen. Travertine mit erhaltenen, sehr großen Hohlräumen sind in den meisten Fällen deutlich schlechter bearbeitbar und weniger fest.
Die Offenporigkeit von Travertinen ist ebenfalls eine hervorstechende Eigenschaft – sie sorgt einerseits für das zum Teil sehr hohe Wasseraufnahmevermögen des Gesteins, andererseits aber auch für eine rasche Verdunstung eingedrungenen Wassers durch die Poren. Diese Eigenschaft machte man sich in früheren Zeiten vor allem im Sockelbereich von Gebäuden zunutze, in denen sich auf diese Weise kaum zerstörerische Feuchtigkeit ansammeln konnte.
Vorkommen
Travertine entstanden überall dort, wo die für ihre Bildung notwendigen Bedingungen (CO2-reiches Wasser, Erwärmung des Wassers oder Zutagetreten in Form von warmen oder kalten Quellen an die Oberfläche, Vorkommen von Kalkstein oder Marmor in unmittelbarer Nähe) vorlagen. Das ist an durchaus vielen Orten der Fall gewesen, damit sind Travertine heute an sehr vielen Orten zu finden.
Bedeutende Fundstätten in Deutschland, die auch wirtschaftlich umfassend genutzt werden, liegen etwa im Thüringer Becken (Langensalzener Travertin) und in der Gegend von Jena, rund um Bad Cannstatt (Cannstatter Travertin) und rund um Gauingen in Baden Württemberg (Gauinger Travertin).
Innerhalb Europas hat vor allem der Römische Travertin (aus dem Stadtteil Tivoli in Rom) eine sehr wichtige Bedeutung. Dieser Travertin wurde auch beim Bau des Petersdoms und von den Römern beim Bau des Kolosseums verwendet. Bekannt ist daneben auch noch der Travertino Toscano aus der Toskana (rund um Rapolano Terme).
Weniger bedeutende Vorkommen in größerer Menge finden sich auch in Frankreich, Kroatien, Bulgarien und der Slowakei (Spi Travertin) sowie in Tschechien (Karlsbader Sprudelstein, eine besondere Variante des Travertins). Bekannt ist auch der Üröm aus Ungarn (in der Nähe von Budapest abgebaut). Der Persische Travertin stammt aus dem Nordwesten des Irans (nahe Maragheh). Auch in den USA, der Türkei, in China und Armenien finden sich bedeutendere Vorkommen.
Verwendung
Travertine wurden früher sowohl als Bausteine als auch als Dekorationssteine (etwa für Tür- oder Fensterumrandungen oder Fassadengestaltung) verwendet. Heute dominiert die Verwendung als Natursteine (etwa in Form von Fliesen oder Platten, sowohl für den Innenbereich als auch für Terrassen). Angeboten wird Travertin immer entweder “offenporig” oder “gespachtelt”. Auch getrommelte Oberflächen werden häufig angeboten.
Für das Verlegen von Travertinfliesen oder Travertinplatten im Außenbereich gilt, dass durch die Verlegeweise Staunässe unbedingt ausgeschlossen werden muss, ansonsten sind die Natursteinfliesen (oder Terrassenplatten) nicht frostsicher.
Bei der Verlegung im Garten zeigt sich übrigens noch eine ganz besondere Eigenschaft von Travertin: er wird auch bei sehr starker Sonneneinstrahlung immer nur mäßig warm und niemals heiß, sodass man ihn auch an sehr heißen Tagen in der prallen Sonne noch gut barfuß betreten kann (was bei anderen Natursteinen häufig ganz anders aussieht). Für den Garten sind Travertine also sehr gut geeignet – im übrigen passen sie mit ihrer meist dezenten, cremigen Farbgebung und Struktur sehr gut zu fast allen hochwertigen und eleganten Terrassengestaltungen und Terrassenmöbeln.
Pflege
Bei der Pflege ist auf jeden Fall auf die hohe Säureempfindlichkeit des Travertins (er besteht ja überwiegend aus Calciumcarbonat) zu achten, säurehaltige Reiniger dürfen also auf keinen Fall eingesetzt werden, auch keine säurehaltigen Hausmittel wie Essig oder Zitronensäure.
Generell sollte man auf Haushaltsreiniger ohnehin eher verzichten und Travertin möglichst nur mit als für Travertine geeignet ausgewiesenen Reinigern und Pflegemitteln aus dem Fachhandel in Kontakt bringen. Travertinböden einfach einmal mit warmem Wasser zu wischen, reicht aber oft auch aus.
Geeignetes Steinwachs kann eine gute Möglichkeit sein, der Steinoberfläche etwas zusätzlichen Schutz zu gönnen, eine professionelle Imprägnierung sorgt aber für deutlich mehr Schutz und ist bei Travertin auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Versiegelungen sollten gerade im Außenbereich dagegen eher mit etwas Vorsicht und immer nur nach umfassender Beratung über Vor- und Nachteile durch den Fachmann angewandt werden.
Da Travertin nahezu ausschließlich aus Calciumcarbonat besteht, kann man ihn natürlich auch kristallisieren – das sorgt für hohe Oberflächenhärte, dauerhaften Glanz und hervorragenden Schutz der Stein-Oberfläche. Auch darüber berät am besten umfassend der Fachmann.
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Fazit
Der rund um eine Quelle abgelagerte Kalk verwandelt sich im Lauf der Jahrtausende in einen wunderschönen Stein – wenn die Bedingungen stimmen, wird daraus der dezent-cremefarbene meist gelbliche, manchmal auch bräunlich oder rötlich gefärbte Travertin. Er ist ein wunderschöner Stein, der in der Vergangenheit auch für viele weltberühmte Gebäude als Baustein eingesetzt wurde, etwa für den Petersdom oder das römische Kolosseum.
Auf der Terrasse und im Garten, aber genauso im Innenbereich erfreut sich der Travertin in Form von Travertinplatten oder Travertinfliesen aufgrund seiner dezenten Optik und seiner eleganten Schönheit bis heute noch großer Beliebtheit. Bei seiner Pflege sollte man jedoch etwas Umsicht walten lassen, auf jede Art von Säure unbedingt verzichten und die Steinoberfläche am besten imprägnieren oder kristallisieren lassen.
Link zu passendem Bild: https://c8.alamy.com/compde/p2mc1h/paar-cremefarbenen-gepolsterten-stuhlen-und-travertin-og-in-halle-mit-buntem-glas-verkleidungen-der-vordertur-p2mc1h.jpg